Zeit des Wandels
Als Hochmittelalter wird in der Mediävistik die von der Mitte des 11. Jahrhunderts bis zur Mitte des 13. Jahrhunderts dauernde Epoche bezeichnet. Die Abgrenzung des Hochmittelalters zum Frühmittelalter wird unterschiedlich vorgenommen. Eine Möglichkeit ist die Mitte des 11. Jahrhunderts, weil sich ab dieser Zeit ein umfassender Wandel in Europa vollzog. Dieser Wandel wurde durch ein bis in das 14. Jahrhundert anhaltendes Bevölkerungswachstum ausgelöst. Neue Gebiete mussten erschlossen, die Produktionsmethoden zur Erhöhung der Erträge verbessert werden. Dies förderte Handwerk und Handel, und damit wiederum die Geldwirtschaft. Neue Märkte entstanden, die wiederum die Kassen der Städte füllten. Eine seit der Antike nicht gekannte soziale Mobilität entwickelte sich, sowohl örtlich als auch den sozialen Stand betreffend.
Die Kirche mit dem herausgebildeten Papsttum entwickelte nach innen eine klare Hierarchie, nach außen kämpfte sie mit den weltlichen Herrschern um die Vormacht. Diese Machtkämpfe wurden von vielen Zeitgenossen kritisiert. So entstanden in Deutschland kirchliche Reformbewegungen, es kam in dieser Zeit allerdings auch zum Investiturstreit. Das Hochmittelalter war auch eine Blütezeit der geistlichen Orden, wie beispielsweise der Zisterzienser oder Prämonstratenser.
Bildung wurde in den Vordergrund gerückt. Es entstanden Dom- und Klosterschulen, und die ersten Universitäten wurden gegründet. Neben Theologie wurden vor allem die Fächer Medizin (vor allem in Frankreich) und Jura (vor allem in Italien und dort insbesondere in Bologna) gelehrt. Diese Bildungsrevolution wurde durch die Wiederentdeckung antiker Schriften ermöglicht (wie die des Aristoteles), die aus dem arabischen beziehungsweise byzantinischen Bereich nach Westeuropa gelangten. Infolge dieses Prozesses bestimmte nun die Scholastik das wissenschaftliche Denken.
Lesen und Schreiben waren nicht mehr nur Fertigkeiten des Klerus, sondern zunehmend auch von Teilen der Beamten und des Adels. Die Literatur bediente die neuen Leser, indem sie nicht nur geistliche und philosophische Themen verarbeitete. Es wurde nicht mehr nur in lateinischer Sprache, sondern auch in Landessprache geschrieben. In der Malerei wandte man sich von der Darstellung geistlicher Themen hin zur Darstellung von Natur und Alltag. In der Architektur herrschte die Romanik vor. Die Menschen, denen dies möglich war, konnten sich relativ sicher frei innerhalb weiter Teile Westeuropas bewegen.
Das Hochmittelalter war auch die Zeit der Kreuzzüge und die Blütezeit des Rittertums, das sich in Folge eben jener Kreuzzüge neu definierte.
Im staatlichen Bereich büßte in jener Zeit das Heilige Römische Reich an Macht ein, während die „nationalen Königreiche“ (England und Frankreich) an Macht und Einfluss gewannen. (Wikipedia)
Bis heute erinnert in Deutschland vor allem die große Menge mittelalterlicher Burgen an diese Zeit. Als Herrschaftssitz oder militärische Anlage, manchmal auch Schutzbau für die Bevölkerung oder Ordenskloster erlebte diese Form der „Behausung“ im Mittelalter einen Boom, der uns bis heute viel über das Leben damals erzählt: Große Hallen und Gelage, von denen archäologische Funde und Handschriften zeugen, aber auch zugige, ungemütliche und teilweise sehr einfache Wohnverhältnisse, von denen man sich bei einem Besuch selbst ein Bild machen kann, und die damals die Lebenserwartung der Menschen erheblich verkürzt haben. Dass man solchen Bedingungen aber auch ohne neuzeitliche Funktionswäsche beikommen kann, ist eine Erfahrung, die uns immer wieder erstaunt: Mittelalterliches Essen schmeckt auch ohne Kartoffeln, und so eine Wollgugel hält richtig warm!
Natürlich haben unsere Zeitreisen ihre Grenzen: Beim Brandschutz, dem Erste-Hilfe-Kasten und auch dem Thema Sauberkeit und Hygiene verlassen wir uns lieber auf die Errungenschaften der Neuzeit.