Unterkleid, Tunika & Co.

Allgemein

Eine ordentliche Gewandung für den Anfang ist leichter hergestellt als man denkt und besteht im Grunde aus folgenden Teilen:
Kopfbedeckung, Tunika/Unterkleid, Surcót und für die Herren der Schöpfung noch die Bruche samt Beinlingen. Schuhe behandeln wir extra.

Die Kopfbedeckung

Kann man diversen Abbildungen der damaligen Zeit glauben schenken (und davon gehen wir hier aus), gehörte zur Gewandung auch eine entsprechende Kopfbedeckung, die sich von Stand zu Stand unterschied.

Die bekannteste Ausprägung dürfte die Gugel sein, was vermutlich oft mit fantastischer Literatur und der entsprechenden schauspielerischen Umsetzung zusammenhängt. Aus schönem Loden gefertigt war die Gugel sicherlich das optimale Kleidungsstück für lange Reisen, staubige Wege und nasskaltes Wetter. Es finden sich im Übrigen kaum historische Belege dafür, dass die Gugel auch unter Frauen üblich war. Die weiblichen Robin’s Kids jedoch haben ihren eigenen Kopf und wer würde einer Bogenschützin schon das Recht absprechen in ihrem Wald eine Gugel zu tragen?

Einige Beispiele über die verschiedenen Kopfbedeckungen für die Damenwelt kann in Büchern und im Internet nachgelesen werden. Dazu sollte man aber auch beachten, dass verheiratete Frauen eine Kopfbedeckung tragen müssen. Bei uns wird z.B. auch gern ein normales Dreiecks- oder Vierecks- Tuch genommen und über dem Kopf zusammengebunden.

Zu guter Letzt sei noch die Bundhaube erwähnt, welche man auf Männerköpfen regelmäßig findet. Über deren optischen Charme kann in den Augen des Verfassers kaum gestritten werden, auch wenn sie Staub, Schmutz und Ungeziefer vom Haupte fern hält. Aber entscheidet selbst.

Tunika und Kleid

Die Tunika als Obergewand (bzw. das Kleid für die Damenwelt) bestand in der Regel aus Wolle (weil diese schmutzabweisender ist als Leinen) und fand sich in ganz Europa und bildet auch die Basis einer Gewandung. Der Schnitt ist im Früh- und Hochmittelalter noch sehr einfach und geradlinig, auch bei den Damen. Die Betonung der Taille folgte erst etwas später.

Der Schnitt eines Untergewandes (aus Leinen) entspricht im Grunde dem der Tunika (Schnittmuster findet ihr bei den Wegweisern). Zu beachten ist, dass es im Mittelalter keine “Quernähte” gab. Wollte man also zum Zwecke der besseren Beweglichkeit das Unterkleid ab der Hüfte breiter werden lassen, wurden Keile eingenäht. Es wurden – sicherlich abhänig vom Wetter – somit mehrere Lagen Stoff übereinander getragen.

Einfache Schnittmuster findet man schnell im Internet oder auch mittelalterlichen Schneiderbüchern.

Surcót

Das Surcót entwickelte sich aus dem Waffenrock und wurde von Männern und Frauen gleichermaßen getragen. Es ähnelt im Schnitt der Tunika und stellt aus Wolle/Loden geschneidert die optimale Oberbekleidung dar.

Im Laufe des 13. Jahrhunderts kam auch das zweifarbige Surcót auf (Miparti), das als farbenfrohere Variante ebenfalls getragen werden kann.

Beinkleider

Bei den Beinkleidern des Mannes kommt man eigentlich nicht um die Kombination “Bruche und Beinlinge” herum.

Die Bruche ist eine Art mittelalterliche Boxershorts. Sie ist verglichen mit heute allerdings weit und lang geschnitten und besteht in der Regel aus ungefärbtem Leinenstoff. Da es zur damaligen Zeit natürlich keine Gummibünde gab, wurde die Bruche an der Hüfte oft mit einem Gürtel befestigt (es dürfte jedoch kaum negativ auffallen, wenn ihr z. B. einen Tunnelzug einnäht und sie mit einer Kordel o.ä. festbindet).

Die Beinlinge sind im Prinzip nichts anderes als zwei oberschenkelhohe Hosenbeine, die an der Außenseite des Oberschenkels an die Bruche angebunden werden. Sie wurden etwas eng anliegender getragen, wenn auch noch nicht so extrem hauteng, wie das im späteren Hochmittelalter der Fall gewesen ist (Stichwort: Helden in Strumphosen…). Als Material der Wahl schlagen wir Wolle vor, weil sie gegenüber Schmutz unempfindlicher ist.

Schuhwerk

Schuhe sind bei der Gewandung ein ganz großer Knackpunkt, an dem sich die Geister auch gerne scheiden.

Während manche ausschließlich auf zielmich teure wendegenähte Lederschuhe schwören (Qualitätsarbeit kostet eben Geld, darin sind wir uns einig), gehen andere gern kleine Kompromisse ein, die auf Mittelaltermärkten oft kaum einer bemerkt…

Wie z. B. die Herstellung im Durchnagelverfahren oder dünne Gummisohlen, die haltbarer sind als pures Leder, das sich mit unseren heutigen Straßen leider nicht sehr gut verträgt.

CP-Schuhe hat hier eine recht sinnvolle Unterteilung seiner Waren samt Erklärung vorgenommen, die für den Einsteiger ein gutes Bild vermittelt.

Nachtrag für die wendgenähten Schuhe: Man kann das Leder der Sohle durchaus mit Trippen schützen, sollte man sich auf Asphalt bewegen müssen. Das war im Mittelalter speziell in den Städten durchaus üblich und verlängert sicherlich die Lebensdauer der Schuhe.

Allerdings gibt es auch für den weniger vollen Geldbeutel auch Holztrippen, die sich super für das Lagerleben eignen.

Der verwendete Text wurde mit Erlaubnis von der Seite „Schlendrium“ kopiert.