Materialien

Stoffe

Bei der Wahl der Stoffe seid Ihr auf der sicheren Seite, wenn der Kaufmann oder Markthändler Eures Vertrauens Leinenstoff oder Wollstoff zur Hand hat.

Beim Wollstoff könnt Ihr je nach Geschmack nach sogenanntem Walkloden (am besten gewebt, nicht gestrickt) oder Wollköper, z. B. in Leinwandbindung, die Augen offen halten. Vergleicht man verschiedene Kaufleute und Märkte, wird man nicht allzu viele Taler ausgeben müssen und hat so für andere, wichtigere Dinge eine gefüllte Geldbörse – z. B. für ein rauschendes Fest in unserem schönen Lager.

Farben

Farben hatten auch schon zu Zeiten des Mittelalters eine große Bedeutung – und daher ist darauf auch zu achten.

Grundsätzlich galt: Färben war je nach Farbton sehr teuer, so dass sich die edlen Herren und Damen damit alleine schon aus Prestigegründen gerne zeigten. Das einfache Volk jedoch hatte in aller Regel keine Taler sinnfrei zu verschleudern, so dass es auf “naturgegebene” oder eben sehr günstige Farben zurückgriff.

Für unseresgleichen gelten demnach “erdige” Naturfarben, wie z. B. diversene Brauntöne genauso wie verschiedene Schattierungen von Grau und Grün. Farben wie Indigoblau und vor allem Purpur sind dem Adel vorbehalten, schwarz war hingegen eher beim Klerus (und anderen frommen Mannen) zu finden.

Wollstoffe färben

Die Färbung von Textilien, wie sie heute vorgenommen wird, war zu Zeiten des Hochmittelalters selbstverständlich nicht bekannt und so musste man auf natürliche Ressourcen zurückgreifen, um etwas Farbe in den Alltag zu zu bringen. Wie das vonstatten ging – und in welchen Teilen der Bevölkerung das überhaupt geschah – sollt ihr in den folgenden Zeilen erfahren.

Allgemeines

Es ist davon auszugehen, dass die Färbung von Stoffen im Früh- und zu Beginn des Hochmittelalters zumindest in weiten Teilen eine allgemein häusliche Tätigkeit darstellte. Die meisten Menschen – also all jene, deren Geldbörse nicht allzu locker saß – trugen jedoch ungefärbte Wolle (naturweiß oder braun), da dies für die zu verrichtende Arbeit vollkommen ausreichte und das Färben zudem eine recht energie- und zeitaufwendige Angelegenheit war. Der eine oder andere Geächtete wird sicherlich mal einem unvorsichtigen Kaufmann im Schönholz Forest begegnet sein und sich als Folge des folgenschweren Zusammentreffens eines indigoblauen Umhangs erfreuen, doch die ärmere Bevölkerung hatte andere Sorgen und so waren die vorherrschenden Farben derer, die nicht zum Kreis der Reichen und Schönen gehörten, die “erdigen”. Grundsätzlich lässt sich sagen, dass Stoff durch seine Farbe aber auch durch die Gleichmäßigkeit der Färbung seinen Wert gewann. Gefärbt wurden im Übrigen sehr wahrscheinlich die Rohwolle und Garne.

Den Pflanzen die Farbe entlocken

Bestimmte Pflanzen bzw. deren Pflanzenteile wie Wurzeln, Blätter oder die Rinde enthalten Farbstoffe, mit denen man Stoffe einfärben kann. Dazu bietet sich unter anderem Wolle an, denn sie nimmt Farbe sehr gut auf und hält den geneigten Geächteten im Schönholz Forest auch bei Wind und Wetter schön warm. Man kocht hierzu die Pflanzen aus, um deren Farbstoffe zu erhalten. Beispiele hierfür wären die grüne Schale der Walnuss (brauner Farbton), Reseda, Birkenblätter und Zwiebelschalen (gelbe Farbtöne), Indigo (blau) oder Krapp (rot). Es ist auch möglich Farbstoffe miteinander zu kombinieren und so einen anderen Farbton zu erhalten. Welchen Farbton man auswählte, hing zumindest damals maßgeblich von der eigenen Geldbörse ab – doch allzu viel wird sich daran nicht geändert haben. Pflanzen, die aus dem Orient importiert werden mussten, waren sehr kostspielig und gehörten damit nicht zur Garderobe des Arbeitervolkes. Wir Geächtete sind ja einfache Menschen und müssen mit dem Arbeiten, was uns die Natur buchstäblich vor die Füße wirft und deswegen wollen wir uns näher anschauen, wie man mit Hilfe von Walnussschalen braune Gewänder erstellt.

Der Färbevorgang

Der Färbevorgang läuft in vielen Fällen gleich ab, so dass der Lehrling sich nicht allzu viele unterschiedliche Vorgänge merken muss, so lange er sich auf eine bodenständige und nicht allzu bunte Kleidung konzentriert. Der Wollstoff wird zunächst vorgewaschen, damit die Fasern vorquellen können. Dann wird die Wolle gebeizt, was beim Färben mit Walnussschalen aufgrund der Gerbsäure jedoch entfallen kann. Das Färbemittel wird ausgekocht und anschließend die Wolle dazugegeben, damit diese darin nochmal erhitzt werden kann. Sowohl beim Erhitzen als auch beim Abkühlen der Wolle gilt – wie beim Vorwaschen auch – große Vorsicht, damit der Stoff nicht verfilzt. Schlagartige Temperaturschwankungen verträgt Wolle überhaupt nicht und mit Sicherheit hat schon mehr als nur ein Färberlehrling von seinem Meister eine Tracht Prügel bezogen, weil der Wollstoff statt strahlendblau völlig verfilzt aus dem Kessel kam.

Doch nun genug der grauen Worte und zur Tat geschritten. Das Rezept zum Färben mit Walnussschalen lautet wie folgt:

  • getrocknete Walnussschalen im Verhältnis 4:1 abwiegen (also z. B. 400 gr. Walnussschalen für 100 gr. Wollstoff)
  • 24 Stunden in Wasser einweichen
  • Wasser aufkochen und so den Farbstoff aus den Schalen ziehen
  • Wolle hinzugeben und 1 Stunden lang im Sud köcheln lassen
  • regelmäßig umrühren, damit der Stoff möglichst gleichmäßig gefärbt wird
  • vorsichtig auskühlen lassen
  • Wollstoff auswaschen, bis er keinen Farbstoff mehr abgibt

Es bietet sich an, den Wollstoff vor der Verarbeitung einzufärben.

Im Anschluss daran steht einer neuen Tunika oder ordentlichen Beinlingen nichts mehr im Wege!

Nachwort

Diese Anleitung soll lediglich als “Ausflug” in die Welt der Färberei verstanden werden. Es gäbe natürlich noch sehr viel mehr zu erzählen. Über das Handwerk des Färbers im Hochmittelalter ist durch Aufzeichnungen relativ viel bekannt, während über die Hausfärberei der Bauern seiner Zeit größtenteils nur spekuliert werden kann. Sicher ist: Das ärmere Volk konnte sich ordentliches, farbiges Tuch sicher nicht leisten – was für Geächtete vermutlich auch gilt. Letztendlich hängt es von der eigenen Darstellung ab, wie stark man sich in das Thema einarbeiten möchte, oder ob es ausreicht – und wenn nur aus purer Neugier – etwas Stoff mit Walnussschalen einzufärben.

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